Von der idee zum buch

Eine nützliche Übersicht von der Entstehung eines Buches für neue Autoren, und jene, die es werden wollen. Von unseren Autorinnen Claudia Fischer, Beate Freitag & Isabell Bayer.

Vielleicht schlendern Sie so manches Mal durch die Buchläden und bestaunen die vielfältige Auswahl, nehmen das eine oder andere Exemplar in die Hand, lesen den Klappentext, bewundern das Cover, blättern ein wenig. Und Sie fragen sich, wie um alles in der Welt schafft es ein Mensch, ein ganzes Buch zu schreiben, wie viel Energie steckt man da hinein, wie kommt man nur auf die Idee, warum kann man in eine Geschichte beim Lesen so versinken, dass man alles um sich herum vergisst?

Mir geht es beim Lesen jedenfalls immer so, wie es Michael Ende in seinem Werk „Die unendliche Geschichte“ schrieb: Ich wollte stets wissen, wo all die Menschen und Orte waren, wenn ich ein geschlossenes Buch in Händen hatte. Sobald ich es öffnete, war alles da, so lebendig um mich herum, ich fieberte mit den Personen mit, gewann die eine lieb, mochte die andere nicht, vergoss ein Tränchen und dann klappte ich den Buchdeckel zu und alle waren weg. In einer fremden Dimension. Und die Menschen um einen verstehen nicht, dass man gerade aus einer anderen Welt auftaucht und eine Art Abschiedsschmerz verspürt, denn man hat gute Freunde zurückgelassen.
Ich glaube immer, wer sich so in Bücher hineinziehen lassen kann, kann auch schreiben.

Doch wie fange ich das an?
Ich stelle hier die Erfahrungen dreier Autorinnen vor. Wir schreiben allerdings ähnlich, ich kenne mehr als genug Autor*innen, die zunächst einen Plot aufstellen, die Handlungsstränge miteinander verknüpfen und erst zu schreiben beginnen, wenn sie das Gerüst nur noch mit Worten füllen müssen. Gerade bei Krimis, die von falschen Fährten und verwickelten Szenarien leben, ist das vielleicht notwendig. Nun, jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Bei mir ist es eine vage Idee. Meistens sah ich etwas im Fernsehen und die Szene gefiel mir, doch ich hätte sie anders gelöst. Und schon geht es los.
Ich will diese Szene schreiben, dazu brauche ich Protagonisten. Diese benötigen ein Umfeld, die Handlungen, die zu dieser Szene führen, müssen sich logisch ergeben, also lasse ich meine Figuren leben, ich sehe sie vor mir, gebe ihnen Namen, Gestalt und Charakter.

Das Leben schreibt die besten Geschichten, ich bin dieser festen Überzeugung. Daher versinke ich in den schreibfreien Phasen in die Personen und führe die Dialoge mit mir selbst. Es ist ein Glück, dass ich meistens allein im Auto sitze, da geht es am besten, ich kann sogar laut sprechen und höre auch gleichzeitig, ob eine natürliche Person das so sagen würde. Oft spiele ich mehrere Versionen durch und beim Schreiben entsteht dann aus den Erinnerungen der Plot, der mir logisch erscheint.

Oft schreibe ich mich fest, möchte löschen, bin aber starrsinnig, denn das echte Leben spielte mit, es ist nicht immer so, wie man es am liebsten hat, ich nehme es also an und suche nach Ideen, um aus der Situation zu kommen.
Irgendwann, meist gegen Ende des Buches, weiß ich auch, wie es ausgehen wird. Vorher ist alles im Nebel. Doch wenn ich den Schlusssatz im Kopf habe, ist das Ziel vorhanden.
Schreiben ist für mich etwas, das automatisch geschieht, ohne Denken, ohne Planen.

Dabei gibt es jedoch Grenzen: Ein historischer Roman muss sauber und sorgfältig recherchiert werden, und wenn es heißt, sich auf Youtube Videos anzuschauen, die zeigen, wie man ein Ford Model T startet.
Bei einem Thriller muss der Spannungsbogen erhalten bleiben, da muss sogar ich ein wenig planen, auch Recherche ist notwendig, Todesursachen, Wirkungen von Arzneien und Giften …
Man macht sich als Autor so lächerlich, wenn der schön ausgearbeitete Mord auf diese Weise nicht möglich ist und man den Medikamenten Beipackzettel nicht kennt, wenn man nicht weiß, wie die Polizei arbeitet. Das sind die Tatsachen im Hinterkopf, aber sie sind nur ein Gerüst, um das man seine wundervollen Ideen ranken kann. Lassen Sie die Worte fließen, sie sind da, sie wollen nur aufs Papier!

Wenn ich anfange zu schreiben, habe ich kein Ziel vor Augen, eine vage Idee, eine ungefähre Richtung, aber manchmal überrasche ich mich beim Schreiben selbst und drifte in ein ganz anderes Thema ab. Meine Figuren stehen von Beginn an fest, aber wie sie sich innerhalb der Geschichte bewegen und entwickeln, entsteht im Laufe der Zeit. (Beate Freitag)
Alles beginnt mit einer Idee. Wie diese zustande kommt ist, unterschiedlich. Ich verfüge über eine blühende Fantasie, wie man so schön sagt, und dadurch kommen mir immer mal wieder spontane Einfälle. Inspirieren lasse mich manchmal von Orten, von Filmen oder Serien. Manche Personen oder Handlungen lösen etwas in mir aus und schon spinnen sich die ersten Fäden. Ich plotte nicht, das könnte ich nicht und ich bewundere jeden, der es kann. Wenn ich ein Buch beginne, weiß ich selbst nicht, was darin passiert. Ich brauche Zeit, um meine Protagonisten kennenzulernen, ihre Beweggründe, ihre Handlungen. Das mag jetzt merkwürdig klingen, weil keine dieser Personen echt ist, aber für mich sind sie es. Beim Schreiben lasse ich mich von ihnen leiten und so entstehen die einzelnen Kapitel. Oftmals dauert es Monate, bis ein Manuskript fertig ist, manchmal nur Wochen. Es kommt immer auf die Geschichte an, die erzählt werden will. (Isabell Bayer)

Das Buch ist fertig – und nun?
Und dann liegt es vor mir, mein Manuskript, wahrscheinlich habe ich es in einer Word Datei mit den normalen Einstellungen. An dieser Stelle ein Tipp: Besorgen Sie sich ein Autorenprogramm wie Papyrus, es ist jeden Cent wert, denn nun kommt der wichtige Teil: Es sollten nicht zu viele Fehler drin sein.
Darin liegt auch sofort der große Nachteil des Selfpublishers: Man braucht einen Lektor, es ist unbedingt notwendig, selbst wenn man der Sprache mächtig ist wie kein anderer, glauben Sie mir, es werden Fehler drin sein, die Sie erst bemerken, wenn Sie das fertige Buch in Händen halten. Und dann ist es leider zu spät. Ich selbst lese meine Manuskripte unzählige Male, jedes Mal finde ich wieder etwas und ergänze oder streiche. Eine meiner beliebtesten Methoden ist, das Buch von hinten nach vorne zu lesen, ohne wirklichen Zusammenhang gaukelt einem das Gehirn nicht das vor, was man sehen möchte, sondern zeigt die Fehler.
Ein weiterer Tipp von mir: Die Sprache muss fließen. Außer natürlich, Sie wollen mit ihrer Sprache einen besonderen Effekt erzielen. Lesen Sie einzelne Absätze durch, wo bleibt das Auge hängen? Fangen drei Sätze hintereinander mit “Ich” an? Checken Sie auch Ihr Lieblingswort. Meines ist “wirklich”. Wenn ich danach suche, streiche ich pro Seite zwei oder drei heraus.
Grundregel für mich: Wenn mich beim Lesen eine Stelle zum dritten Mal stört, ist es allerhöchste Zeit, diesen Absatz umzuschreiben.

Umschreiben tut nicht weh, im Gegenteil Sie werden fühlen, wie Ihr Herzensprojekt immer perfekter wird. Sie können Sich aber auch an unseren Verlag wenden, ich bin sehr glücklich, bei Bogner Media & Packaging gelandet zu sein, hier herrscht eine angenehme, vertrauliche Atmosphäre, und selbst Sonderwünsche werden berücksichtigt, was Sie bei einem der “großen” Verlage so kaum erleben werden. Und bitte, glauben Sie nicht, dass Sie mit einem Buch reich werden können. Ja, je mehr es verkauft wird, desto höher ist Ihr Anteil, doch der Markt ist hart umkämpft. Zunächst einmal muss man auf Ihr Buch aufmerksam werden und dann ist der Verdienst nicht der höchste. Es ist und bleibt einfach eine wundervolle Leidenschaft! Sie schicken also bei uns zunächst eine Zusammenfassung ihres Buches, ein sogenanntes Exposee ein (Worum geht es? Wo und wann spielt es? Wer sind die Hauptprotagonisten? Welches Genre wählten Sie?), Informationen über Sie selbst und einige signifikante Leseproben (das ist übrigens von Verlag zu Verlag verschieden, bitte zuerst erkundigen!). Das wird von uns geprüft und bei Interesse fordern wir das gesamte (hoffentlich von Ihnen schon durchgearbeitete) Manuskript an. Erst dann wird entschieden, ob wir Ihr Buch annehmen und Ihnen einen Vertrag anbieten. Nun geht Ihr Werk ins Lektorat, d. h. wir suchen nach Rechtschreibfehlern, sprachlichen Unreinheiten, Logikfehlern und arbeiten eng mit Ihnen zusammen.
Ich finde immer, das ist der aufregendste Teil bei der Buchentstehung. Man geht Wort für Wort noch einmal alles durch, manchmal kämpft man auch um kleine Dinge, die man unbedingt drin haben will, auch wenn das Lektorat nicht so begeistert ist.

Etwa zur selben Zeit entsteht das Cover. Das wird ebenfalls vom Verlag geleistet. Wir gehen auf Ihre Ideen und Wünsche ein und machen Ihnen Vorschläge.
Denken Sie rechtzeitig daran, dass Sie auch einen aussagekräftigen Klappentext und Titel benötigen. Natürlich stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Hat Ihr Werk das alles überstanden, kommt der Drucksatz. Und hier beginnt das Fieseln, die Schrift muss gewählt werden, die Seitenumbrüche müssen stimmen, das Druckbild muss einheitlich sein und gut lesbar. Immer wenn man denkt, nun passt es, findet man noch eine unschöne Stelle. Sie können jetzt auch gerne gleich nach Hurenkindern und Schusterjungen googeln, das ist nichts Anstößiges, dann wissen Sie schon mal über ein wichtiges Gesetz beim Drucksatz Bescheid! Aber keine Angst, das müssen Sie natürlich nicht selbst machen, das wird von unserem Spezialisten wunderbar gesetzt und Sie überprüfen und korrigieren nötigenfalls mit.

Ist alles geregelt, geben Sie die Druckfreigabe. Und dann beginnt meistens das Nervenflattern. Wie wird es aussehen? Wann werde ich es endlich in Händen halten? Nach der Druckfreigabe bin ich mitten in der Nacht hochgeschreckt und mir ist eine Formulierung eingefallen, die falsch war. Am nächsten Morgen, nach einem Blick ins Manuskript, war an dieser Stelle kein Fehler. Alles war richtig, aber solche Schrecksekunden hatte ich oft, bis ich dann das Buch in meinen Händen hatte. Aber auch da stieg noch oft die Panik in mir hoch, Angst einen Fehler zu finden. Und ja, ich habe einen gefunden. Mit Angstschweiß auf der Stirn saß ich auf der Terrasse und war völlig verzweifelt. (Beate Freitag)

Das finale Buch
Schließlich ist es so weit: Sie öffnen den Karton und können es fast nicht glauben. Es ist nun Wirklichkeit, der schönste Moment ist eingetroffen, Sie schlagen zaghaft die ersten Seiten auf, lesen Ihre eigenen Worte, die nun so endgültig dastehen, die allen verraten, wer Sie sind, denn kaum jemand kann schreiben, ohne sich selbst in das Buch zu bringen. Sie empfinden Stolz, ich weine meistens, möchte gleichzeitig die Welt umarmen und es jedem erzählen, es allen Leuten zeigen.

Für mich sind meine Bücher meine Kinder, meine Babys, auf die ich nichts kommen lasse. Doch, sobald es veröffentlicht wurde, geht der nächste Psychokrimi los. Ist es gut genug? Wird es den Leser*innen gefallen? Werden sie es zerreißen?

Nein, nichts von alledem wird geschehen, wenn Sie aus dem Herzen schrieben, denn das merken die Leser*innen. Und Sie werden gute Rezensionen erhalten. Ich würde mich jedenfalls freuen, bald Ihr Manuskript prüfen zu dürfen. Die zweitschönste Aufgabe für mich nach dem Schreiben ist das Lesen und Lektorieren von Büchern talentierter Autor*innen. Also trauen Sie sich!